Grüne Nahwärme – bezahlbare & sichere Energie

Unser Ortsverband setzt sich schon längere Zeit intensiv mit der Frage auseinander, wie wir in Zukunft sichere und bezahlbare Wärmeversorgung für die Einwohner*innen in unseren Gemeinden sicherstellen können. Viele Eigenheimbesitzer stehen vor derselben Herausforderung:

  • Dach muss saniert werden
  • Fenster müssen erneuert werden
  • keine oder nur ungenügende Außendämmung
  • eine neue Heizung muss her

Gerade beim Thema Heizung führt in Zukunft kein Weg an der Wärmepumpe vorbei. Durch ihre Wirkungsweise erzeugt sie die drei- bis vierfache Wärmemenge im Vergleich zum eingesetzten Strom.

Quelle: © Bundesverband Wärmepumpe e.V.

Mehr zum Thema Wärmepumpe finden Sie beispielsweise beim Bundesverband Wärmepumpe e.V. sowie auf der Seite Wärmewende der deutschen Agentur für Erneuerbare Energien e.V..

Leider schlägt selbst die einfachste Bauform als Luftwärmepumpe schnell mit mehr als 20.000€ für ein Einfamilienhaus zu Buche. Es wird zwar Förderung zur Umrüstung bestehender Heizungen geben, aber realistischerweise ist es im Altbau meist nicht mit der Wärmepumpe allein getan. Erst im Zusammenspiel mit Flächenheizungen (z.B. Fußboden- oder Wandheizung) und einer guten Dämmung kann sie ihr volles Potential entfalten kann. Wenn man eine energetische Sanierung und den Tausch der Heizkörper gegen Flächenheizungen berücksichtigt, summieren sich die Kosten schnell auf 80-90.000€. Einige Hausbesitzer, die vor allen 4 Herausforderungen aus der Liste oben stehen, sehen sich teilweise mit Sanierungskosten von bis zu 150.000€ konfrontiert. Für diese Zwickmühle, dass beim Einbau einer Wärmepumpe die energetische Sanierung im selben Atemzug mit in Angriff genommen werden müsste, wird derzeit oft das Schlagwort „Individualfalle“ verwendet.

Was kann jeder einzelne Betroffene nun tun? Eine Weg heraus aus der Individualfalle stellen gemeinschaftliche Lösungen dar: Anstatt dass sich jeder einzeln um die Anschaffung einer neuen Heizung kümmert, kann eine zentrale Lösung gleich das gesamte Dorf mit sauberer Wärme versorgen. Das Schlüsselelement hierfür sind Nahwärmenetze, die mit Wärmequellen basierend auf erneuerbaren Energien betrieben werden. Der wesentliche Vorteil hierbei ist, dass solche zentralen Lösungen auch die hohen Vorlauftemperaturen für Altbauten bereit stellen können. Darüber hinaus ist die Installation eines Wärmetauschers für den Anschluss ans Nahwärmenetz wesentlich günstiger ist, als eine komplett neue Heizungsanlage.

klassische Nahwärme (Quelle: © Bundesverband Wärmepumpe e.V.)

Solch ein klassisches Wärmenetz wurde früher mit Gaskesseln oder Blockheizkraftwerken betrieben. Heute werden dazu Holzhackschnitzel- bzw. Pelletöfen oder Großwärmepumpen eingesetzt. Die Vorlauftemperaturen, d.h. das heiße Wasser welches von der Heizzentrale zu den Häusern gepumpt wird, ist mindestens 70°C bis hin zu 95°C heiß. Durch diese hohen Temperaturen ist das Wärmenetz zwar etwas weniger effizient als moderne Niedertemperaturnetze (50°C bis maximal 65°C), dafür kann man sämtliche Häuser unabhängig ihres Sanierungsniveaus und der verbauten Heizkörper anschließen. Somit bieten solche Wärmenetze den Hausbesitzern einen kostengünstigen Weg heraus aus der Individualfalle! Die konkreten Vorteile sind:

  • klimaneutral heizen, ab dem Tag des Anschlusses
  • keine Angst vor neuen gesetzlichen Regelungen mehr
  • wesentlich günstiger als Installation neuer Heizung
  • Auch für Altbau ohne energetische Sanierung geeignet
  • das ganze Dorf wird in kurzer Zeit klimaneutral

Der wesentliche Vorteil ist aus unserer Sicht, dass selbst Bestandsgebäude direkt von den Vorteilen profitieren können, ohne erst in teure energetische Sanierungen investieren zu müssen. Diese sollten zwar auch durchgeführt werden, können nun aber in Ruhe über die nächsten Jahre geplant werden.

Wir waren beim Netzwerktreffen für erneuerbare Energieversorgung (Quelle: bewirk.sh)

Um konkrete Informationen, Kontakte und Ansprechpartner für die Realisierung von erneuerbarer Wärmeversorgung in unseren Gemeinden zu erhalten, waren wir mit einigen Mitgliedern aus unserem Ortsverband in Bad Malente zu einem Netzwerktreffen von bewirk.sh. Dort haben wir nicht nur konkrete Beispielprojekte diskutiert, sondern auch neue Impulse für weitere Ansätze mitgenommen. Beispielsweise hat die Firma get2energy ihre Contracting-Modelle für Wärmeversorgung basierend auf innovativen Pellets aus Gras- und Grünschnitt vorgestellt. Dies scheint überall dort eine sinnvolle Ergänzung zu sein, wo bei der Grünpflege größere Mengen Biomasse anfallen. Statt diese wie bisher zu kompostieren, kann man sie nun auch zur Wärmeerzeugung einsetzen.

Beeindruckend war auch zu erfahren, was mit genossenschaftlichen Lösungen erreicht werden kann. So hat Manfred Wulf, der Vorsitzende der Genossenschaft „Heizhütte Klinkrade„, eindrucksvolle Zahlen zur Wärmeversorgung seiner Mitglieder präsentiert: Die Genossenschaftsmitglieder zahlen seit 13 Jahren nur ca. 7ct pro Kilowattstunde Wärme bei einem sehr überschaubaren Genossenschaftsanteil von wenigen tausend Euro. Im Vergleich zu den Investitions- und Betriebskosten anderer Heizungstypen ist dies konkurrenzlos günstig und dementsprechend kann sich Manfred vor Neumitgliedern kaum retten. Daher wird ihr Wärmenetz nun ausgebaut. Nach den guten Erfahrungen mit der Wärmeversorgung arbeiten sie parallel bereist an einer neuen Genossenschaft zur kostengünstigen Stromversorgung ihrer Mitglieder: der „Stromhütte Klinkrade“. Avisiert sind dabei Stromkosten von 10-15 ct pro Kilowattstunde!

Diese Beispiele zeigen wieder einmal, dass erneuerbare Energien nicht nur sicher und umweltschonend sondern auch bezahlbar sind. Daher haben wir den festen Vorsatz, diese Kosten- und Klimavorteile auch hier bei uns im Alsterland zu etablieren. Wie unser Energieexperte Erik Wassermann sagt:

Wir haben die Technik, wir haben das Knowhow und das Ganze ist auch noch günstig. Daher lasst es uns zusammen anpacken!

Erik Wassermann, Sprecher des OV Alsterland Bündnis90/Grüne

Um unseren Bürger*innen bei diesem komplexen Thema mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, werden wir in verschiedenen Gemeinden des Amtsbereichs Itzstedt im Laufe des Aprils Informationsveranstaltungen anbieten. Dort wird es neben weiteren Informationen auch Raum für Fragen und Diskussionen geben. Die Termine werden wir über unsere Homepage bekannt geben.